Von einem auf den anderen Tag 2 Millionen Nachbarn.
Du planst nach Wien zuziehen und lebst aktuell noch in einem kleinen Dorf im Süden Österreichs? Wenn ja, dann geht es dir genauso wie mir vor ein einigen Monaten. In diesem Blog werde ich meine Erfahrungen mit der Umstellung von Dorf auf „Wien“, die mir ungefähr 2 Millionen neue Nachbarn beschert hat, mit euch teilen.
Ich komme aus einem kleinen Dorf in der Nähe von Graz mit rund 3.700 Einwohnern: „Hausmannstätten“. Auf den Bus nach Graz kann man, wenn man Pech hat, schon mal 30 bis 40 Minuten warten, was verglichen mit anderen Dörfern aber gar nicht mal so schlecht ist.

Wenn man jedoch eine Zeit lang in Wien lebt, sich an die Abfahrtszeiten im Minutentakt gewöhnt und dann wieder mal zurück in die Heimat kommt, kann es passieren, dass man den Freund, mit dem man sich zum Essen in Graz verabredet hat, 30 Minuten warten lässt, weil man nur die Busfahrt und nicht auch die Wartezeit einberechnet hat. Nicht, dass mir das passiert wäre *hust hust*.
Wien hat nicht nur bessere Öffis, es hat auch gut 530-mal so viele Einwohner auf eine Fläche, die 61-mal Hausmannstätten entspricht. Der hohe Bevölkerungsunterschied, ist auch in Bezug auf Nachbarn bemerkbar: So kennt man im Dorf standardmäßig Vor- und Nachnamen der Nachbarn, lädt sich gegenseitig ein und ist oft sogar befreundet. In Wien ist das unvorstellbar, hier ist nett grüßen im Gang bereits das höchste der Gefühle.
Eine weitere soziale Eigenheit des Dorfes ist in Großstädten fehl am Platz: andere Spaziergänger grüßen – im Dorf üblich, in Wien nicht vorhanden. Wenn man darüber nachdenkt, ist das aber komplett logisch: Im Dorf trifft man nun mal im Regelfall nur alle paar 100 Meter andere Menschen, in Großstädten wiederum, sieht man gefühlt alle 10 Meter hunderte neue Leute.
Darüber hinaus wurde die dörfliche Freundlichkeit in Wien durch den berühmten „Wiener Grant“ ersetzt. (Kleiner Geheimtipp: Wenn du auch mal einen authentischen „Wiener Grant“ hautnah miterleben willst, besuche das Magistrat 35, dort gibt es „Wiener Grant“ in Unmengen.) Ich muss hier aber unbedingt noch anmerken, dass es auch sehr, sehr viele ganz liebe Menschen in Wien gibt.
Schließlich müssen nun auch mal die ganzen guten Seiten Wiens hervorgehoben werden. In Wien ist alles in der Nähe und hat in der Regel auch länger geöffnet. Einzig und allein ein Geschäft war näher an meinem Wohnort in Hausmannstätten als in Wien: der Blumenladen – und das ist auch nur dem Fakt geschuldet, dass ich zuletzt fast direkt neben dem Geschäft gewohnt habe. In Wien kann man jedoch wirklich alles in sehr kurzer Zeit erreichen, wobei die bereits erwähnten hervorragenden Öffis natürlich sehr hilfreich sind. Neben den ganzen Geschäften, gibt es in Wien auch wunderschöne Häuser, die schönste Uni und noch zahlreiche andere atemberaubende Bauwerke zu bewundern.
Alles in allem kann man sagen, dass das Großstadtleben in Wien, als auch das Leben im Dorf, seine Vor- und Nachteile hat. Für mich persönlich überwiegen die Vorzüge Wiens aber aktuell sehr deutlich. Ich bin sehr froh, hier zu leben und fühle mich bereits sehr wohl, auch wenn ich das originale steirische Kernöl vom benachbarten Bauern vermisse.
